Die Neustadt
Die Neustadt ist der einzige Weißenfelser Stadtteil, der nördlich der Saale liegt. Nachdem 1817 die sogenannte Merseburger Straße als schnurgerade Verbindung nach Halle angelegt wurde, entstand im Verlauf des gesamten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein neuer Stadtteil, in dem schließlich bis zu einem Drittel der Stadtbevölkerung wohnten. Entlang der Merseburger Straße, die als breite Magistrale den Stadtteil durchzieht, lassen sich die einzelnen Entwicklungen nachvollziehen. Noch recht bescheidene Häuser aus dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts werden von prächtigen Gründerzeit- und Jugendstilgebäuden abgelöst. Weiter im Norden finden sich dann Genossenschaftsbauten aus den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts und industriell gefertigte Wohnblocks aus den 60er und 80er Jahren.
In ihrem Kern spiegelt die Neustadt die typische Struktur von Gründerzeitvierteln ihrer Zeit wider. Insbesondere in den Nebenstraßen waren Wohnen und Arbeit in einem Grundstück vereint. Repräsentative Vorderhäuser bildeten Fassaden hinter denen sich Werkstätten und Fabrikgebäude oder enge Hinterhöfe verbargen. Ebenso fanden sich in den Nebenstraßen Geschäfte, Kneipen und Handwerker. Gleichzeitig befanden sich hier aber auch großräumige Fabrikanlagen, die das Gebiet strukturierten. Als Wohn- und Arbeitsviertel fehlten hier jedoch kulturelle Einrichtungen oder repräsentative Parkanlagen.
In den letzten Jahrzehnten setze dann eine Entwicklung ein, die von vielen als Abstieg des Viertels bezeichnet wird. Durch den schleichenden Wegzug konnte man nach 1990 zusammen mit der Deindustrialisierung eine Entvölkerung ganzer Häuserzeilen beobachten. Der Stadtteil verlor 40 Prozent seiner Einwohner. Der Funktionsverlust des Gebietes als Wohn- und Arbeitstraum konnte bisher nicht kompensiert werden. Es bedarf neuer Konzepte, die unzähligen Gebäude, die in ihrer Substanz intakt sind, mit neuem Leben zu füllen.