Ästhetik, Bildung und Soziales – Die BRAND-SANIERUNG schaut nach vorn!

Das Kunst- und Kulturprojekt BRAND-SANIERUNG hat seit fast zwanzig Jahren seine Wirkungsstätte in Weißenfels in der Novalisstraße 13. Von hier strahlt es seitdem mit verschiedenen Veranstaltungen in die Region hinein und inzwischen längst über deren Grenzen hinaus.

Dank der WVW Wohnungsbau Wohnungsverwaltung Weißenfels GmbH ist das denkmalgeschützte Gebäude kürzlich sehr aufwendig renoviert und nicht der Verfallgeschichte preisgegeben worden.

Dadurch konnte der Ort als Fundament für die weitere Arbeit der BRAND-SANIERUNG erhalten werden. Das Haus bietet neue Räume für Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge, ein Atelier und Wohnungen, u.a. auch geeignet für auswärtige Künstler „in residence“. Entsprechend ihrem programmatischen Namen ist die BRAND-SANIERUNG bezeichnend für die Entwicklungsgeschichte der Stadt und des Ostens geworden. Den Menschen vor Ort, die bis weit in die Familiengeschichten hinein den schmerzlichen Verlust der Schuhindustrie hinnehmen mussten, wird hier mit Kunst und Kultur in der einstigen Gründerzeitvilla der ehemaligen Schuhfabrik Straumer etwas sinnstiftendes zurückgegeben.

Dem Projekt ist es im Verlaufe der Jahre gelungen, sich als kulturelle Institution in der Region fest zu verankern und in hohem Grade kooperativ mit den Ämtern, kulturellen Institutionen und Bildungseinrichtungen vor Ort zu arbeiten. Das ist in Zeiten leerer Kassen zum einen unabdingbar und stärkt zum anderen das Selbstbewusstsein der Region mit Blick auf eine Informationsgesellschaft, die sich durch Vernetzungen definiert und künftig nur dadurch bestehen kann.

Dieser zeitgemäßen Methode verdankt das Projekt seine Einzigartigkeit. Die BRAND-SANIERUNG verfolgt von Anfang an einen ganzheitlichen Ansatz, der auf drei Säulen gestellt ist: Ästhetik, Bildung und Soziales.

Entsprechend aktueller ausgewählter Jahresthemen werden verschiedene künstlerische, kulturelle aber auch wissenschaftliche Arbeitsfelder und Ausdrucksformen inhaltlich miteinander verknüpft und dargeboten. Dazu zählen u.a. Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Konzerte, Podiumsdiskussionen sowie Film- und Theateraufführungen.

Zentrales Anliegen ist dabei, mit anspruchsvollen zeitgenössischen Formen der Beliebigkeit des Zeitgeistes entgegenzuwirken und eine Brücke zwischen den Generationen und verschiedenen Kulturen zu bauen.

Wenn der Osten des Landes aus existentiellen und wirtschaftlichen Gründen vornehmlich die jungen und mittleren Generationen abgeben musste, so kann er nur an Attraktivität gewinnen, wenn er Institutionen fördert und hervorbringt, die nach vorn orientiert sind und nicht nur historistisch-musealen Charakter haben.

Traditionen und kulturelles Erbe müssen gepflegt, aber auch in zeitgemäße Ausdrucksformen transponiert werden. Hier setzt die BRAND-SANIERUNG u.a. einen Schwerpunkt in der Vermittlung und Pflege von Druckgrafik, die im protestantischen Umfeld des mitteldeutschen Raumes ihre Wiege hat. Gestützt wird das durch die Druckwerkstatt der Hauptinitiatorin - und Kuratorin des Projektes, der Künstlerin und Gymnasialpädagogin vom Goethegymnasium Weißenfels, Christina Simon.

Nicht nur professionellen Künstlern bietet die BRAND-SANIERUNG eine Plattform, sondern auch nicht-arrivierten jungen Künstlern und Schülern. Hier hat sich die enge Zusammenarbeit mit den Schulen in der Region bewährt, vornehmlich die mit denen im Stadtquartier der Neustadt, dem sozial schwächsten Gebiet der Stadt mit dem höchsten Anteil an Jugendlichen. Hier ist die BRAND-SANIERUNG beheimatet - und hier sieht sie ihre soziale Verantwortung und ihren Bildungsauftrag zugleich bestätigt.

Ästhetische Bildung und Erziehung prägt und stärkt den Menschen und erfordert rechtzeitig die direkte Konfrontation und den geübten Umgang mit Kunst. Die kunstpädagogische Führung von Schülern, die Werkstattarbeit mit ihnen und ihren Lehrern durch Schriftsteller und Bildende Künstler sind inzwischen fester Bestandteil geworden.

Die Galerie in der BRAND-SANIERUNG knüpft ebenfalls hier an und versteht ihren Auftrag darin, Kunst zu erschwinglichen Preisen zu vertreiben, um nicht nur die ästhetisch Erziehung zu fördern, sondern auch Künstler zu unterstützen und bekannt zu machen.

Die breite soziale Vernetzung mit Künstlern, Kulturschaffenden und Institutionen, deren sich die BRAND-SANIERUNG verdient gemacht hat, ermöglicht nicht nur die Ganzheitlichkeit vor Ort, sondern auch die Mobilität der Kunst. Erprobte Ausstellungskonzepte werden an entsprechenden sinnstiftenden Orten vorgestellt und in anderen Kultur-Regionen bekannt gemacht.

Dass die BRAND-SANIERUNG mit diesem modellhaften und zukunftsorientierten Profil Anerkennung und Erfolg nachzuweisen hat und einen innovativen Ansatz bestreitet, bestätigt die rege Besucherzahl und wird in den Jahresheften dokumentiert. Die jährliche Herausgabe dieser Publikation in Form eines Almanachs hält nicht nur gemeinsam gelebte Zeit für alle Teilnehmer in Bezug auf die durchgeführten Projekte fest, sondern zeugt anhand der verschiedenartigen Beiträge von der enormen Spannbreite und Qualität der BRAND-SANIERUNG. Die Palette reicht von religiöser Kunst bis zur politisch motivierten Konzeptkunst.

Gerade in Zeiten sozialer Herausforderungen und politischer Unsicherheiten wäre es wichtig, dass der Auftrag und die Botschaft, die die BRAND-SANIERUNG seit Jahren verfolgt, Resonanz bei den Amtsträgern der Stadt und bei den Stadtvätern erhält.

Um für die Stadt und die Region weiterhin diesen o.g. Anforderungen in anspruchsvollem Maße gerecht zu werden, ist es unabdingbar, dass das Kunst- und Kulturprojekt in den Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen der Novalisstraße 13 ungehindert weiterarbeiten kann. Das erfordert in erster Linie die Zustimmung und die Unterstützung durch die Stadt und durch den Landkreis. Bei geeigneten Nutzungsbedingungen ist die BRAND-SANIERUNG durch das inzwischen europaweit angelegte Netzwerk an Künstlern und Kulturschaffenden und das hohe Fachwissen innerhalb des Vereins in der Lage, weiterhin ehrenamtlich themenbezogene Projekte zu erarbeiten und zu präsentieren. Aufgrund der schwierigen Haushaltslage, die sich jährlich durch die Stadt abzeichnet, ist die Veranstaltungsdichte von den finanziellen Mitteln, die zusätzlich durch die BRAND-SANIERUNG bei staatlichen Förderern und bei der Wirtschaft eingeworben werden und von den freien Kapazitäten abhängig, die sie durch Kooperationspartner und ehrenamtlicher Mitarbeit erhält.

Andererseits bietet es sich gerade deshalb an, anderen Kunst – und Kulturvereinen und Bildungsträgern in der Region die Räumlichkeiten als Plattform für eigene Darbietungen zur Verfügung stellen.

Christina Simon